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Bereits fast 160 Tote und dutzende Vermisste nach Flutkatastrophe in Spanien
Zwei Tage nach der Flutkatastrophe in Spanien ist die Zahl der Todesopfer auf knapp 160 gestiegen, dutzende weitere Menschen werden nach Regierungsangaben noch vermisst. Bis Donnerstagnachmittag wurden nach Angaben der Rettungsdienste 158 Leichen geborgen, 155 davon in der am schwersten betroffenen Region Valencia in Osten des Landes. "Dutzende und Aberdutzende" weitere Menschen würden noch vermisst, sagte der Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres, am Donnerstagabend.
Mindestens 62 Menschen starben allein in Paiporta, einer Stadt mit rund 25.000 Einwohnern südlich von Valencia, wie Bürgermeisterin Maribel Albalat sagte. Zwei Tote wurden in der Region Kastilien-La Mancha geborgen, in Andalusien gab es mindestens ein Flutopfer.
Zahlreiche Helfer waren in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten im Einsatz. Neben Feuerwehrleuten, Polizisten und Rettungshelfern waren mehr als 1200 Soldaten damit beschäftigt, teilweise mit Hilfe von Drohnen nach möglichen Überlebenden zu suchen und in den durch Schlammmassen verwüsteten Gebieten aufzuräumen. Ein von der Feuerwehr veröffentlichtes Video zeigte, wie ein einjähriger Junge per Hubschrauber aus seinem überschwemmten Dorf gerettet wurde.
Territorialpolitikminister Torres sagte, die Zentralregierung habe zugestimmt, der Regierung der Region Valencia "alle Ressourcen der Armee" zur Verfügung zu stellen, unter anderem zur Verteilung von Hilfsgütern und zur Öffnung von Straßen. Sie reagierte damit auf eine Forderung des Präsidenten der valencianischen Regierung.
Torres kündigte außerdem "absolute Härte" der Sicherheitskräfte "angesichts von Plünderungen und Straftaten" an. 39 Menschen seien festgenommen worden.
Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte, das Wichtigste sei es derzeit, "so viele Menschenleben wie möglich zu retten". "Bitte, bleibt zu Hause, achtet auf die Aufrufe der Rettungsdienste", appellierte er an die Bevölkerung der östlichen Provinzen Valencia und Castellón. Der nationale Wetterdienst warnte vor weiteren Regenfällen.
Dem Wetterdienst zufolge waren in der Nacht zum Mittwoch in Teilen der Region Valencia in wenigen Stunden mehr als 300 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die heftigsten Niederschläge gab es in dem kleinen Dorf Chiva mit 491 Liter pro Quadratmeter. Dies entspreche der Niederschlagsmenge in einem Jahr, erklärte der Wetterdienst. Sintflutartige Regenfälle und schlammige Wassermassen hatten Menschen, Autos und teilweise auch Häuser mitgerissen.
Die Regionalregierung von Valencia steht in der Kritik, die Bevölkerung zu spät vor möglichen Folgen der starken Regenfälle gewarnt zu haben. "Niemand hat vor irgendetwas gewarnt", klagte der 21-jährige Joaquín Rigón aus Paiporta. "Sie haben den Besitzer der Bar hier aus seiner Bar geholt, tot, ertrunken." Auch der Musiker David Romero kritisierte, die ersten Warnungen in Paiporta habe es erst gegeben, als der Fluss bereits über die Ufer trat.
Tausende Menschen waren am Donnerstag weiter ohne Strom, zahlreiche Straßen waren unpassierbar. Vom Wasser fortgespülte, teils aufeinandergestapelte Autos säumten die schlammbedeckten Straßen. Der Bahn- und Flugverkehr war weiterhin stark beeinträchtigt. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Valencia und Madrid werde mindestens für zwei bis drei Wochen unterbrochen bleiben, sagte Verkehrsminister Oscar Puente.
Unterdessen begann im ganzen Land eine dreitägige Staatstrauer. An Regierungsgebäuden wehten die Fahnen auf Halbmast, landesweit wurde mit Schweigeminuten der Toten gedacht.
Die Region Valencia und die spanische Mittelmeerküste insgesamt erleben im Herbst regelmäßig ein als Kaltlufttropfen bekanntes Wetterphänomen - ein isoliertes Tiefdruckgebiet, das mit plötzlichen und sehr heftigen Regenfällen einhergeht und manchmal mehrere Tage dauert.
Nach Angaben von Wissenschaftlern werden extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Stürme durch den menschengemachten Klimawandel verstärkt.
B.Shevchenko--BTB