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Syrien: Mehr als 200 Tote bei Kämpfen zwischen Armee und Dschihadisten
Im Norden Syriens sind laut Aktivisten bei den heftigsten Kämpfen seit Jahren zwischen Dschihadisten und der syrischen Armee mehr als 200 Menschen getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag weiter mitteilte, griffen Kämpfer der Extremisten-Gruppe Hajat Tahrir-al Scham (HTS) von den Regierungstruppen kontrollierte Gebiete an. Unter den Getöteten ist einer iranischen Nachrichtenagentur zufolge auch ein General der iranischen Revolutionsgarden, die die syrische Armee unterstützen.
Der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle zufolge waren unter den Toten 121 Mitglieder der HTS-Miliz und ihrer Verbündeten sowie 61 Mitglieder der Regierungstruppen und deren Unterstützer.
Zudem seien bei Luftangriffen der mit der syrischen Regierung verbündeten russischen Armee, die ins Kampfgeschehen eingegriffen habe, mindestens 19 Zivilisten getötet worden. Die russischen Flugzeuge hätten ländliche Gebiete in der östlichen Region Aleppo angegriffen, erstmals seit Jahren seien auch syrische Flugzeuge beteiligt gewesen. Durch syrischen Beschuss sei ein weiterer Zivilist getötet worden.
Die Dschihadistengruppe HTS kontrolliert Teile mehrerer syrischer Provinzen, darunter Aleppo und Idlib. Die Gruppe ist ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.
Die Dschihadisten hatten demnach am Mittwoch in der Gegend zwischen der von der Regierung kontrollierten Provinz Aleppo und der Dschihadisten-Hochburg Idlib im Norden des Landes angegriffen. Die Dschihadisten hätten zwei Dörfer im Westen der Provinz Aleppo sowie drei Dörfern in einem von der Regierung gehaltenen Gebiet in der Provinz Idlib erobert.
Einige der Zusammenstöße fanden demnach weniger als zehn Kilometer südwestlich des Stadtrandes von Aleppo statt. Ein AFP-Korrespondent berichtete auch von heftigen, ununterbrochenen Kämpfen östlich der Stadt Idlib sowie von Luftangriffen der syrischen Armee. Das syrische Verteidigungsministerium schrieb von einem "groß angelegten Angriff" in der Region Aleppo.
Die Attacke mit "mittelschweren und schweren Waffen" habe "auf sichere Ortschaften und Städte sowie auf unsere militärischen Einrichtungen in diesen Gebieten" gezielt, meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Die Armee sei unter "großen Verlusten" dabei, den Angriff abzuwehren.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte blockierten dschihadistische Kämpfer nahe der Stadt al-Sarba zudem eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Damaskus und Aleppo.
Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Nach Angaben aus Teheran wurde bei den am Mittwoch begonnenen Kämpfen auch ein General der iranischen Revolutionsgarden getötet. General Kjumars Purhaschemi, einer der "höchstrangigen iranischen Berater in Aleppo" und ein Veteran des Iran-Irak-Kriegs der 80er Jahre, sei bei einem Angriff durch "terroristische Takfiri-Söldner" getötet worden, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim.
Der Begriff "Takfiri" wird von den iranischen Behörden verwendet, um sunnitische Dschihadisten zu bezeichnen. In den islamischen Rechtswissenschaften bezeichnet es ursprünglich Muslime, die vom rechten Glaubensweg abgekommen sind.
Irans Außenminister Abbas Aragtschi machte ein Komplott Israels und der USA für die Kämpfe verantwortlich. Aragtschi sprach einer Erklärung seines Ministeriums zufolge von einem "amerikanisch-zionistischen Plan", der die "Stabilität und Sicherheit der Region stören" solle.
Der syrische Bürgerkrieg hatte begonnen, nachdem Präsident Baschar al-Assad Proteste gegen die Regierung im Jahr 2011 mit Gewalt niederschlagen ließ. Seitdem sind in dem Konflikt mehr als 500.000 Menschen getötet und Millionen vertrieben worden. Die Infrastruktur, die Industrie und die Landwirtschaft in Syrien wurden massiv beschädigt.
G.Schulte--BTB