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Mehr als 150 Tote bei Erdbeben in Myanmar und Thailand
Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,7 hat am Freitag die südostasiatischen Staaten Myanmar und Thailand erschüttert: Allein in Myanmar gab es mindestens 144 Todesopfer und mehr als 730 Verletzte, aus dem benachbarten Thailand wurden bis zum Abend mindestens acht Tote gemeldet. Angesichts der Katastrophe richtete der Chef der Militärregierung in Myanmar in einem ungewöhnlichen Schritt einen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft.
Das Erdbeben der Stärke 7,7 ereignete sich gegen 14.20 Uhr Ortszeit (07.20 Uhr MEZ) 16 Kilometer nordwestlich der myanmarischen Stadt Sagaing in geringer Tiefe. Die Erschütterungen waren nicht nur in Thailand, sondern auch in China, Kambodscha, Bangladesch und Indien zu spüren. Wenige Minuten später folgte ein Beben der Stärke 6,4.
In Myanmar richtete das Beben schwere Schäden an: Häuser wurden zum Einsturz gebracht, Straßen aufgerissen, die bekannte Ava-Brücke in der Nähe des Epizentrums des Bebens stürzte ein. In der Hauptstadt Naypyidaw rannten zahlreiche Menschen in Panik auf die Straßen.
Der Eingang der Notaufnahme eines wichtigen Krankenhauses der Hauptstadt stürzte ein. Rund um die 1000-Betten-Klinik mussten hunderte Verletzte unter freiem Himmel behandelt werden, viele konnten nicht mehr gerettet werden. Auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Mandalay, wurde schwer getroffen. AFP-Fotos zeigen zahlreiche zerstörte Gebäude.
Bis zum Abend wurden in Myanmar 144 Todesopfer sowie 732 Verletzte gezählt, wie Junta-Chef Min Aung Hlaing in einer von Staatsmedien übertragenen Rede sagte. Er rechnete mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen. Angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen rief er "jedes Land, jede Organisation" auf, Myanmar zu helfen.
Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Infrastruktur und die öffentliche Gesundheitsversorgung sind zerrüttet und vielfach nicht mehr funktionsfähig. In den sechs am schlimmsten betroffenen Regionen des Landes wurde der Notstand ausgerufen.
"Ich habe so etwas noch nicht erlebt", sagte ein Arzt in Naypyidaw. "Wir versuchen, mit der Situation klarzukommen." Die Zufahrtsstraße zu der Klinik war mit Fahrzeugen verstopft. "Das ist ein Massen-Opfer-Gebiet", rief ein Krankenhausmitarbeiter, als er Journalisten zurückdrängte.
Unter anderem die USA, die EU und Indien sagten Myanmar und Thailand Unterstützung zu. Das Auswärtige Amt erklärte im Onlinedienst X, Deutschland unterstütze die Hilfsprogramme der UNO und sei bereit, weitere Hilfe zu leisten. Mehrere deutsche Hilfsorganisationen organisierten Soforthilfe-Maßnahmen. Der Malteser Hilfsdienst stellte 250.000 Euro für beide Länder bereit, Caritas international 100.000 Euro.
Auch im Nachbarland Thailand richtete das Beben schwere Schäden an. In der Hauptstadt Bangkok, rund tausend Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt, stürzte in der Nähe des auch bei Touristen beliebten Chatuchak-Marktes ein 30-stöckiges, im Bau befindliches Hochhaus ein.Einsatzkräfte suchten auch in der Nacht unter Bergen aus Beton und Stahl nach den Verschütteten. Laut Innenminister Anutin Charnvirakul wurden acht Tote geborgen, 90 bis 110 Menschen wurden demnach noch vermisst.
"Wir schätzen, dass hunderte Menschen verletzt wurden, aber wir sind noch dabei, die Zahl der Opfer zu bestimmen", sagte der Vize-Polizeichef des Bangkoker Stadtbezirks Bang Sue, Worapat Sukthai. Er habe Hilferufe aus den Trümmern gehört.
Einige U-Bahn- und Zugverbindungen in Bangkok waren infolge des Erdbebens unterbrochen, was in der Zehn-Millionen-Einwohner Stadt für noch längere Staus als üblich sorgte. An den Flughäfen ging der Betrieb hingegen normal weiter. Thailands Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra rief den Notstand für Bangkok aus. Sie brach eine Reise ab, um eine Dringlichkeitssitzung ihrer Regierung abzuhalten.
N.Fournier--BTB