Berliner Tageblatt - Alzheimer: Experten fordern bessere Diagnostik und mehr Unterstützungsangebote

Börse
EUR/USD 0.03% 1.0519 $
SDAX 1.83% 13775.62
Euro STOXX 50 0.82% 4919.02
DAX 1.06% 20232.14
TecDAX 1.27% 3512.57
MDAX 1.38% 26821.54
Goldpreis -0.25% 2669.6 $
Alzheimer: Experten fordern bessere Diagnostik und mehr Unterstützungsangebote
Alzheimer: Experten fordern bessere Diagnostik und mehr Unterstützungsangebote / Foto: © AFP/Archiv

Alzheimer: Experten fordern bessere Diagnostik und mehr Unterstützungsangebote

Zum Weltalzheimertag haben Experten in Deutschland eine bessere Diagnostik und mehr Unterstützungsangebote gefordert. Von neuen Medikamenten profitiere nur ein kleiner Teil der Betroffenen, erklärte die Vorsitzende der Deutschen Alzheimergesellschaft, Monika Kaus, am Freitag in Berlin. Menschen mit fortgeschrittener Alzheimerkrankheit, mit Begleiterkrankungen oder einer anderen Form der Demenz "werden davon nicht profitieren". Auch könne die Krankheit mit den neuen Medikamenten nicht gestoppt werden, so dass die Hilfsbedürftigkeit in jedem Fall steige.

Textgröße:

Kaus forderte den flächendeckenden Ausbau der Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. "Dazu gehören Strategien gegen den Pflegenotstand ebenso wie eine Pflege- und Versorgungsplanung auf kommunaler Ebene", erklärte sie.

In Deutschland leben 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die häufigste Demenzerkrankung ist Alzheimer. Die Erkrankung ist bislang nicht heilbar, auch wirksame Therapien sind kurzfristig nicht in Sicht.

"Neue Medikamente für den Einsatz im frühen Stadium der Alzheimerkrankheit, an denen derzeit intensiv geforscht wird, machen den Betroffenen große Hoffnungen", betonte Kaus. In den USA und zuletzt in Großbritannien wurde das Medikament Leqembi zugelassen, das Patientinnen und Patienten helfen soll, deren Alzheimererkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist.

Auch wenn die Amyloid-Antikörper-Therapie mit dem Wirkstoff Lecanemab in der EU nicht zugelassen wurde, "wird die Entwicklung hier weitergehen", erklärte Kaus. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Medikamente bisher nur einem sehr kleinen Teil der Betroffenen zugute kommen."

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie, Michael Rapp, verwies auf die immer noch unzureichende Versorgung von Menschen mit Demenz. Es gebe nach wie vor "erhebliche Defizite" bei der Abklärung von Symptomen und dem Einsatz verfügbarer medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapien bei beginnender Demenz.

Bei einem wesentlichen Anteil der Erkrankungen, bei denen die Demenz Folge einer anderen Grunderkrankung ist, gebe es eine "Chance auf Stillstand oder Besserung", erklärte der Verbandschef der Alterspsychiater. Dazu zähle die chirurgische Behandlung von gutartigen Tumoren der Nebenschilddrüsen, die Behandlung von fehlenden Schilddrüsenhormonen sowie die optimale Einstellung eines Bluthochdrucks oder Diabetes mellitus. "Voraussetzung dafür ist aber, dass möglichst frühzeitig eine korrekte Diagnose gestellt wird", betonte Rapp.

Der Weltalzheimertag am Samstag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben." Damit soll erneut auf die Krankheit und die Situation von Betroffenen und ihren Angehörigen aufmerksam gemacht werden.

N.Fournier--BTB