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Cannes-Festival mit Zombie-Komödie und überraschender Selenskyj-Rede eröffnet
Mit vielen Stars auf dem roten Teppich, einer Zombie-Komödie und einer überraschenden Video-Ansprache des ukrainischen Präsidenten hat am Dienstagabend das Filmfestival von Cannes begonnen. "Wir brauchen einen neuen Chaplin um zu beweisen, dass die Filmwelt nicht stumm ist", sagte Wolodymyr Selenskyj in Anspielung auf den Filmklassiker "Der große Diktator", eine Satire auf Adolf Hitler. Auch im Programm des knapp zweiwöchigen Festivals an der Croisette spiegelt sich der Ukraine-Krieg wieder.
"Wird die Filmwelt still bleiben oder wird sie die Stimme erheben?", fragte Selenskyi mit Blick auf den Ukraine-Krieg in seiner Video-Ansprache. Beim Publikum erntete er dafür stehende Ovationen.
Vor dem überraschenden virtuellen Auftritt des ukrainischen Staatschefs hatten der französische Jury-Präsident Vincent Lindon und Stars wie US-Schauspielerin Eva Longoria, ihre deutsche Kollegin Emilia Schüle, die deutsche Influencerin Caroline Daur und die spanische Schauspielerin Rossy De Palma bei sommerlichen Temperaturen auf dem Roten Teppich vor dem Festivalpalast posiert. Im Wettbewerb um die Goldene Palme, die am 28. Mai verliehen wird, sind 21 Filme vertreten.
Eröffnungsfilm war die Zombi-Komödie "Final Cut" des französischen Filmemachers Michel Hazavanicius. Der ursprüngliche Titel "Z" war geändert worden, weil das russische Militär den Buchstaben für seine Invasion in der Ukraine verwendet.
Auch der erste Tag des Wettbewerbs steht mit dem Film des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow im Zeichen der Aktualität. Das Festival hat ihn als unabhängigen Filmemacher eingeladen und zugleich betont, dass keine offizielle russische Delegation empfangen werde. Es ist das dritte Mal, dass Serebrennikow einen Film im Wettbewerb in Cannes hat, aber das erste Mal, dass er zu der Premiere nach Cannes auch anreisen konnte.
Serebrennikow hatte in Moskau lange unter Hausarrest gestanden. Er konnte nach eigenen Angaben Russland legal verlassen und lebt inzwischen in Berlin. Sein Film "Tchaikovsky’s Wife" erzählt die Geschichte der unglücklichen Ehe des russischen Komponisten Pjotr Tschaikowski zu seiner Frau, die er heiratete, um seine Homosexualität zu verbergen.
Der ukrainische Filmemacher Sergej Losniza, der den Zuschauern in Cannes schon mehrfach die Probleme seiner Heimat in berührenden Filmen nahegebracht hat, darf seinen neuen Film in einer Sonderaufführung zeigen. Zudem wird der Dokumentarfilm "Mariupolis 2" von Mantas Kvedaravicius zu sehen sein. Der litauische Filmemacher war im April in der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol getötet worden. Seine Partnerin konnte das Material retten, sein Team stellte den Film posthum fertig.
Für Mittwochabend stand ein spektakulärer Auftritt des US-Schauspielers Tom Cruise auf dem Programm: Die französische Kunstfliegerstaffel Patrouille de France soll die Croisette überfliegen. Cruise hatte den Piloten am Vorabend einen Besuch abgestattet und sich für ein Foto in eine ihrer Maschinen gesetzt. Der US-Schauspieler spielt in der außer Konkurrenz laufenden Fortsetzung des Actionsfilms "Top Gun" die Hauptrolle.
Wegen der Pandemie war das Festival in Cannes 2020 ausgefallen und hatte im vergangenen Jahr im Sommer stattgefunden. Dieses Jahr gilt keine Maskenpflicht mehr. Selfies und sonstige Fotos mit dem Mobiltelefon bleiben aber weiterhin verboten.
Von den 21 Wettbewerbsfilmen in diesem Jahr entstanden nur fünf unter der Regie von Frauen - und dies ist bereits ein Rekord für das Festival. Zu ihnen zählt "Les Amandiers" von Valeria Bruni Tedeschi, der die Geschichte von Theaterstudenten in den 80er Jahren erzählt.
Als einzige deutsche Regisseurin dieses Jahr stellt Emily Atef ihren Film "Mehr denn je" vor. Das Drama der deutsch-französischen Filmemacherin, die mit "3 Tage in Quiberon" über Romy Schneider mehrere Preise gewann, läuft in der Nebenreihe "Un certain regard".
N.Fournier--BTB