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Israels Armee räumt nach Tod von humanitären Helfern "schweren Fehler" ein
Israels Armeechef Herzi Halevi hat nach dem tödlichen Angriff auf einen Hilfskonvoi im Gazastreifen einen "schweren Fehler" eingeräumt. Bei dem Angriff am Montag waren sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) getötet worden, darunter sechs Helfer aus dem Ausland. Deren sterbliche Überreste sollten noch am Mittwoch aus dem Gazastreifen überführt werden. US-Präsident Joe Biden und Polens Regierungschef Donald Tusk kritisierten den israelischen Angriff scharf.
"Das hätte nicht passieren dürfen", sagte Israels Generalstabschef Halevi in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. Der Angriff sei die Folge eines "schweren Fehlers" bei der Identifizierung des Konvois während nächtlicher Dunkelheit "unter sehr komplexen Bedingungen" gewesen. Halevi sagte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls zu.
UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einem "skrupellosen" Angriff. Gleichzeitig sei der Vorfall "die unvermeidliche Folge der Art und Weise, in der dieser Krieg geführt wird". US-Präsident Biden warf Israel vor, nicht genug für den Schutz humanitärer Helfer zu tun, die dringend benötigte Hilfe für die Bewohner des Gazastreifens leisteten. Es handele sich nicht um einen Einzelfall, rügte Biden.
Polens Regierungschef Tusk erklärte, der "tragische Angriff" auf humanitäre Helfer sowie die öffentliche Reaktion der israelischen Regierung stellten die Solidarität mit Israel "auf eine harte Probe". Der Vorfall erzeuge "verständlichen Zorn".
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Dienstag von einem "tragischen Zwischenfall" gesprochen, bei dem das israelische Militär "unbeabsichtigt" unschuldige Menschen im Gazastreifen getroffen habe. Eine Entschuldigung für den Vorfall sprach er jedoch nicht aus.
World Food Kitchen hatte seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen im Oktober Nahrungsmittelhilfe an die Bewohner des Palästinensergebiets verteilt und war maßgeblich an der Organisation von Hilfslieferungen auf dem Seeweg beteiligt. Nach dem Angriff vom Montag kündigte die Organisation die Einstellung ihrer Arbeit im Gazastreifen an. Nach Angaben Zyperns kehrte ein Schiff mit 240 Tonnen für den Gazastreifen bestimmten Hilfsgütern daraufhin am Dienstag um.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin warnte am Mittwoch, der Vorfall berge die Gefahr, dass nun auch andere Hilfsorganisationen ihre Arbeit im Gazastreifen auf den Prüfstein stellen oder gar stoppen.
Leichen der sechs Helfer aus Australien, Großbritannien, Polen und Kanada sollten am Mittwoch über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten überführt werden. WCK bezeichnete den Angriff auf seine Mitarbeiter als "gezielt". Die Organisation habe die Fahrten ihrer Konvois stets im Voraus mit der israelischen Armee abgestimmt.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben rund 1160 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 32.900 Menschen getötet.
Laut Hamas-Angaben wurden in der Nacht zum Mittwoch mindestens 60 weitere Menschen bei israelischen Angriffen getötet. Die israelische Armee erklärte, sie habe bei Kämpfen und Luftangriffen nahe dem Al-Amal-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens "eine Anzahl von Terroristen gestellt und getötet". Zudem sei ein umfangreiches Waffenlager ausgehoben worden.
Die Palästinenser reaktivierten derweil ihren Antrag auf Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen. In einem Schreiben an UN-Generalsekretär Guterres bat der palästinensische UN-Gesandte Riyad Mansour darum, dass ein Antrag aus dem Jahr 2011 noch im April vom Sicherheitsrat geprüft wird.
G.Schulte--BTB