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Nachwahlbefragungen: Labour-Partei erringt Erdrutsch-Sieg bei britischer Parlamentswahl
Die oppositionelle Labour-Partei hat bei der Parlamentswahl in Großbritannien laut Nachwahlbefragungen einen Erdrutsch-Sieg errungen. Die Partei von Keir Starmer könne mit 410 der 650 Sitze im Unterhaus rechnen, ergaben die am Donnerstagabend veröffentlichten Nachwahlbefragungen mehrerer britischer Sender. Die seit 14 Jahren regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak erlitten demnach mit nur 131 Sitzen ihre schlimmste Niederlage seit Beginn des 20. Jahrhunderts und wurden damit wie erwartet eindeutig abgewählt.
Laut den Nachwahlbefragungen, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 22.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MESZ) veröffentlicht wurden, können die Liberaldemokraten im neuen Unterhaus auf 61 Sitze hoffen. Die einwanderungsfeindliche Partei Reform UK von Nigel Farage errang demnach bei dem nach dem Mehrheitswahlrecht abgehaltenen Urnengang 13 Sitze.
Labour war vorab bereits ein historischer Sieg prognostiziert worden. In Umfragen waren sie sogar auf mindestens 430 der insgesamt 650 Unterhaus-Sitze gekommen. Für eine absolute Mehrheit im Unterhaus sind lediglich 326 Sitze nötig.
Erste Ergebnisse der Stimmenauszählung könnten noch am Donnerstagabend veröffentlicht werden, im Laufe der Nacht zu Freitag werden dann die Ergebisse aus immer mehr Wahlkreisen vorliegen.
Nach Jahren geprägt von Brexit, Corona, Wirtschaftskrise und jeder Menge Skandale sehnen die Britinnen und Briten offenbar eine Veränderung herbei. In den 14 Jahren der Tory-Regierungen hatten sie insgesamt fünf konservative Premiers erlebt - 2022 waren es drei binnen vier Monaten.
Die Tories hatten vor allem einen Negativ-Wahlkampf geführt, vor Steuererhöhungen durch eine Labour-Regierung gewarnt und ein härteres Vorgehen bei den Themen Migration und Sicherheit angekündigt. Dagegen warb Labour-Chef Starmer für eine Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik, versprach ein langfristiges Wirtschaftswachstum und präsentierte sich vor allem als Diener des Landes. "Erst das Land, dann die Politik", betonte er immer wieder.
Nach der deutlichen Wahlschlappe der Tories wird Sunak voraussichtlich am Freitag bei König Charles III. seinen Rücktritt als Premierminister einreichen. Kurz darauf dürfte der Monarch dann Starmer dazu einladen, als Premierminister die kommende britische Regierung zu führen. Der nächste Stopp für den Labour-Chef ist dann der Amtssitz des Premiers in Downing Street Nummer 10, wo er eine erste Rede halten und seine Minister ernennen wird.
Für den 61-jährigen Starmer, der seine politische Karriere erst vor neun Jahren startete und zuvor als Jurist arbeitete, ist dies ein bemerkenswerter Aufstieg. Sunak hingegen ist der erste amtierende britische Premierminister, der bei einer Parlamentswahl nicht wiedergewählt wurde.
J.Bergmann--BTB