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Kenias Aufsichtsbehörde untersucht nach Leichenfund mögliche Verwicklung von Polizei
Nach dem grausigen Fund von mindestens sechs verstümmelten Leichen auf einer Müllhalde in Nairobi untersucht Kenias Polizei-Aufsichtsbehörde IPOA eine mögliche Verwicklung von Polizisten. Die Aufsichtsstelle werde unabhängig von den polizeilichen Ermittlungen "Voruntersuchungen führen, um festzustellen, ob die Polizei in die Todesfälle verwickelt war oder es versäumt hat, sie zu verhindern", erklärte die IPOA nach den Funden von Freitag.
Außerdem würden Vorwürfe untersucht, nach denen Demonstrierende bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung des ostafrikanischen Landes unrechtmäßig verhaftet und seither vermisst seien, hieß es.
Die Polizei hatte zunächst gemeldet, dass am Freitag sechs schwer verstümmelte, gefesselte Frauenleichen in Plastiksäcken auf einer Müllkippe in einem verlassenen Steinbruch in Mukuru im Süden der Hauptstadt gefunden worden seien. Die IPOA erklärte später, dass die sterblichen Überreste von mindestens neun Menschen gefunden worden seien, sieben davon Frauen, und rief zu raschen Ermittlungen auf.
"Die in Plastiksäcke eingewickelten und mit Nylonseilen gesicherten Leichen wiesen sichtbare Anzeichen von Folter und Verstümmelung auf", gab die IPOA an. Sie fügte hinzu, dass der Fundort weniger als hundert Meter von einer Polizeistation entfernt sei.
Die kenianische Polizei steht unter scharfer Beobachtung, seit bei den regierungskritischen Protesten im vergangenen Monat Dutzende Menschen getötet worden waren. Menschenrechtsorganisationen werfen der Polizei den Einsatz exzessiver Gewalt vor. Es waren die heftigsten gewaltsamen Zusammenstöße in Kenia, seit das Land 1963 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatte. Präsident William Ruto kämpft darum, die schlimmste Krise seiner Regierungszeit einzudämmen, die durch geplante Steuererhöhungen ausgelöst worden war.
Am Freitag versammelten sich Menschen am Fundort der Leichen und skandierten "Ruto muss weg" - den Slogan der von der jungen Generation angeführten Protestwelle. Das Lokalfernsehen zeigte Aufnahmen davon, wie die Säcke mit den Leichen mit Seilen aus vermülltem Wasser gezogen wurden. Die Direktion der Kriminalpolizei erklärte, dass die vorläufigen Ermittlungen darauf hinweisen würden, dass alle Opfer auf dieselbe Art und Weise getötet worden seien. Die Suche nach menschlichen Überresten auf der Müllhalde wurde am Samstag fortgesetzt - beobachtet von einer wütenden Menschenmenge.
Das Büro des Generalstaatsanwalts wies ebenfalls darauf hin, dass der Fundort sehr nah an einer Polizeistation liege. Es sei "zutiefst besorgt" über die Entdeckungen, "die auf eine schwere Verletzung der Menschenrechte hindeuten". Die Polizei wies das Büro an, die Ergebnisse ihrer Untersuchung binnen 21 Tagen vorzulegen und rief die Behörden wie die IPOA dazu auf, ihre Ermittlungen zu Vorwürfen zu gewaltsamem Verschwinden und Todesfällen durch die Polizei zu beschleunigen.
Die Nichtregierungsorganisation Kenianische Menschenrechtskommission rief ebenso zu vollständiger Aufklärung auf. "Die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden", erklärte die Organisation im Onlinedienst X. Rutos Regierung müsse "sich für dieses abscheuliche Verbrechen verantworten".
Menschenrechtsgruppen werfen der kenianischen Polizei oft den Einsatz exzessiver Gewalt und widerrechtliche Tötungen insbesondere in ärmeren Vierteln vor. Sie soll auch Killerkommandos betrieben haben, die auf Aktivisten und Anwälte angesetzt worden sein sollen, die mutmaßliche Übergriffe der Polizei untersuchten.
E.Schubert--BTB