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Harris sichert sich breite Unterstützung der Demokraten für Nominierung als Kandidatin
Kamala Harris hat den nächsten Schritt in Richtung Präsidentschaftskandidatur gemacht - und in einer Rede vor Wahlkampfmitarbeitern Donald Trump scharf attackiert. Die US-Vizepräsidentin sagte am Montag (Ortszeit), sie habe nun die Unterstützung von genügend Delegierten, um auf dem Parteitag in Chicago im August offiziell zur Kandidatin ihrer Partei gekürt zu werden. Unterdessen sollte der aus dem Wahlkampf ausgestiegene Präsident Joe Biden nach seiner Corona-Erkrankung am Dienstag ins Weiße Haus zurückkehren.
"Heute Abend bin ich stolz darauf, dass ich mir die breite Unterstützung gesichert habe, die nötig ist, um Kandidatin unserer Partei zu werden", erklärte Harris in einer Rede vor Mitarbeitern von Bidens bisherigem Wahlkampfteam in Wilmington im Bundesstaat Delaware.
Zudem kritisierte Harris den 78-jährigen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner scharf. Mit Bezug auf ihre Zeit als Staatsanwältin in Kalifornien sagte sie, sie kenne "Typen wie Trump". Damals habe sie es "mit Tätern aller Art aufgenommen": Es seien Täter, die Frauen missbrauchten und Konsumenten hinters Licht führten, Betrüger, welche "die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil brechen" würden.
Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl gab sich Harris kämpferisch. "Wir werden gewinnen", sagte sie in Wisconsin. Daher habe sie sich nach der "Achterbahnfahrt" der vergangenen Tage persönlich an die Mitarbeiter des Wahlkampfteams gewandt. "Wir alle haben so viele zwiespältige Gefühle dazu - ich muss einfach sagen, ich liebe Joe Biden", sagte sie.
Der amtierende Präsident hatte sich zu dem Treffen zugeschaltet - bei dem er Harris erneut den Rücken stärkte. "Sie ist die Beste", sagte er den Wahlkampf-Mitarbeitern. "Ich weiß, die gestrige Nachricht ist überraschend und schwer zu hören für Sie, aber es war das Richtige", fügte er mit Blick auf seine Entscheidung vom Vortag hinzu, sich aus dem Rennen um das Weiße Haus zurückzuziehen. Seine demokratische Partei rief Biden erneut zur Unterstützung für Harris auf.
Bei der Ansprache an die Wahlkampfhelfer setzte Harris zudem den Ton für ihre nun aller Voraussicht nach bevorstehenden Wahlkampfauftritte. Unter anderem kündigte sie an, das Recht auf Abtreibung zu einem zentralen Bestandteil ihrer Kampagne zu machen. "Wir werden für die reproduktive Freiheit kämpfen - in dem Wissen, dass Trump, wenn er die Chance bekommt, ein Abtreibungsverbot unterzeichnen wird, um Abtreibungen in jedem einzelnen Bundesstaat zu verbieten."
Am Dienstag wird Harris auf ihrer ersten offiziellen Wahlkampfveranstaltung in Milwaukee erwartet. Die Wahl der größten Stadt des Bundesstaats Wisconsin ist kein Zufall: Dort hatte zuvor der Parteitag der Republikaner stattgefunden, wo Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wurde. Bei der Präsidentschaftswahl 2020 hatte Biden den umkämpften Swing State für sich gewonnen - auch im November dürfte das Ergebnis in Wisconsin für den Wahlausgang entscheidend sein.
Bereits vor ihrem Treffen mit Bidens Wahlkampfteam hatte Harris einen wichtigen Erfolg errungen. Mehrere US-Medien berichteten, dass sie mit 1976 Delegierten von fast 4000 die nötige Anzahl überschritten habe, um sich in den kommenden Wochen die Nominierung der Demokraten endgültig zu sichern.
Die Demokraten nominieren ihren Kandidaten beim Parteitag im August. Die Präsidentschaftswahl findet am 5. November statt.
Biden hatte am Sonntag erklärt, er werde aus gesundheitlichen Gründen auf seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im November verzichten. Der 81-Jährige war nach einem schwachen Aufritt bei einem TV-Duell gegen Trump zunehmend in die Kritik geraten. Er unterstütze nun seine Vizepräsidentin, erklärte Biden. Harris selbst erklärte daraufhin, sie wolle die Nominierung "verdienen und gewinnen". Kurz darauf erhielt Harris immer mehr Rückhalt aus ihrer Partei: Mehrere Gouverneure, Kongressabgeordnete und weitere einflussreiche Parteimitglieder sprachen sich für die 59-Jährige aus. Zudem gingen Rekordspenden für Harris' Wahlkampf ein.
Biden sollte unterdessen am Dienstag ins Weiße Haus zurückkehren. Nach seiner Corona-Infektion und erstmals seit dem Rückzug seiner Kandidatur wird der Präsident voraussichtlich am Nachmittag (Ortszeit) sein Strandhaus in Delaware verlassen und später im Weißen Haus eintreffen, wie aus seinem offiziellen Terminkalender hervorgeht. Am Montag hatte Bidens Arzt, Kevin O'Connor, erklärt, dem US-Präsidenten gehe es besser, die Symptome seien "fast vollständig abgeklungen".
Am Donnerstag trifft Biden in Washington nach Angaben eines US-Regierungsvertreters den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Ursprünglich hieß es aus Israel, dass beide Politiker am Dienstag miteinander sprechen würden. Am Mittwoch ist eine Rede von Netanjahu vor dem US-Kongress geplant.
Netanjahu, der am Montag in Washington eintraf, soll bei seinem Besuch in dieser Woche auch Kamala Harris treffen. Das Treffen werde getrennt von dem zwischen Biden und Netanjahu stattfinden, sagte ein Berater der Vizepräsidentin.
W.Lapointe--BTB