Berliner Tageblatt - Harris nach Netanjahu-Besuch: Werde zum Leid im Gazastreifen "nicht schweigen"

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Harris nach Netanjahu-Besuch: Werde zum Leid im Gazastreifen "nicht schweigen"
Harris nach Netanjahu-Besuch: Werde zum Leid im Gazastreifen "nicht schweigen" / Foto: © AFP

Harris nach Netanjahu-Besuch: Werde zum Leid im Gazastreifen "nicht schweigen"

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat bei ihrem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu den baldigen Abschluss eines Abkommens über eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gefordert. Sie werde zum Leid im Gazastreifen "nicht schweigen", sagte die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten am Donnerstag. Netanjahu wollte zum Abschluss seines USA-Besuchs am Freitag mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zusammentreffen.

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"Es ist an der Zeit, dass dieses Abkommen abgeschlossen wird", sagte Harris vor Reportern und fuhr fort, sie habe Netanjahu ihre "ernsthafte Besorgnis" über das "Ausmaß des menschlichen Leidens in Gaza, einschließlich des Todes von viel zu vielen unschuldigen Zivilisten" zum Ausdruck gebracht. Es sei an der Zeit, den "verheerenden" Krieg zu beenden, sagte die US-Vizepräsidentin.

Die 59-Jährige sprach von "Bildern von toten Kindern und verzweifelten hungrigen Menschen", die fliehen würden, die "manchmal zum zweiten, dritten oder vierten Mal" vertrieben worden seien. "Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen", sagte Harris weiter. "Wir können nicht zulassen, angesichts des Leids gefühllos zu werden und ich werde nicht schweigen." Sie habe Netanjahu gegenüber in dem "freimütigen" Gespräch auch ihre "ernsthafte Besorgnis über die katastrophale humanitäre Lage dort deutlich gemacht".

Harris hatte schon in der Vergangenheit deutlichere Worte zum Geschehen im Gazastreifen gewählt als US-Präsident Joe Biden. Deshalb hatte es Spekulationen gegeben, dass sie gegenüber Israel eine härtere Haltung einnehmen könnte.

Bei seiner Rede vor dem US-Kongress am Mittwoch hatte Netanjahu Israels Vorgehen im Gazastreifen verteidigt und war von Trumps Republikanern mit Applaus und Jubel empfangen worden, während sich Bidens Demokraten deutlich zurückhielten. Der israelische Ministerpräsident dankte in seiner Ansprache auch Trump "für alles, was er für Israel getan hat".

Mit dem Republikaner wollte sich Netanjahu am Freitag auf dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida treffen. Am Donnerstagmorgen hatte Ex-Präsident Trump im Sender Fox News an Netanjahu appelliert, er müsse den Gaza-Krieg "schnell beenden".

Vor seinem Gespräch mit Harris hatte sich Netanjahu am Donnerstag schon mit US-Präsident Biden getroffen. Dieser habe dabei die Notwendigkeit zum Ausdruck gebracht, "die verbleibenden Lücken zu schließen, das Abkommen so schnell wie möglich abzuschließen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen", erklärte das Weiße Haus. Beide Politiker hätten auch über die "humanitäre Krise" in dem Palästinensergebiet und die Notwendigkeit gesprochen, Hürden bei der Bereitstellung von Hilfe zu beseitigen.

Später trafen sich Biden und Netanjahu mit den Familien der im Gazastreifen festgehaltenen US-Geiseln, die das Treffen als "produktiv" und "ehrlich" bezeichneten. "Wir sind wahrscheinlich optimistischer als wir es seit der ersten Runde von Freilassungen Ende November gewesen sind", sagte der Vater einer US-Geisel, Jonathan Dekel-Chen, vor Reportern nach dem Treffen.

Im vergangenen November hatte es eine einwöchige Waffenruhe gegeben, bei der auch israelische Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene freigelassen wurden. Die USA bemühen sich gemeinsam mit Katar und Ägypten seit Monaten als Vermittler um eine Beilegung der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas, bislang wurde jedoch kein Abkommen erzielt.

Die USA haben ihren engen Verbündeten Israel seit dem beispiellosen Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf das Land am 7. Oktober militärisch und diplomatisch unterstützt. Über das militärische Vorgehen Israels hat es allerdings immer wieder Irritationen und Differenzen zwischen beiden Regierungen gegeben.

S.Keller--BTB