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Iran greift Israel mit Raketen an - Israel und USA kündigen Reaktion an
Der Konflikt im Nahen Osten dehnt sich weiter aus: Zum zweiten Mal binnen sechs Monaten griff der Iran am Dienstag Israel mit Raketen an. Die israelische Armee sprach von etwa 180 Raketen, "die vom Iran aus auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden". Nach kurzzeitigem Raketenalarm im ganzen Land gab die Armee am Abend vorläufige Entwarnung. Zahlreiche Staaten, darunter Deutschland und die EU, verurteilten die iranische Attacke "auf das Allerschärfste". US-Präsident Joe Biden sagte, derzeit würden mit Israel Gespräche über eine mögliche Reaktion geführt.
"Eine große Anzahl" iranischer Raketen sei abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Es habe aber auch ein paar "Einschläge" im Zentrum und im Süden des Landes gegeben, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Opferbilanz belief sich nach ersten Informationen auf einen durch herabstürzende Raketenteile getöteten Palästinenser im Westjordanland sowie zwei leicht Verletzte im Raum Tel Aviv.
US-Präsident Biden bezeichnete den iranischen Angriff als gescheitert und sicherte Israel erneut die volle Unterstützung der USA zu. "Der Angriff scheint vereitelt worden und unwirksam gewesen zu sein, und das ist ein Beweis für die militärischen Fähigkeiten Israels und der US-Armee", sagte Biden in Washington.
Derzeit seien Gespräche mit Israel über eine mögliche Reaktion auf die Angriffe im Gange, führte Biden aus. Wie diese aussehen könnte, werde "im Moment aktiv diskutiert. Das bleibt abzuwarten." Zuvor hatten bereits sein Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan und US-Außenamtssprecher Matthew Miller "Konsequenzen" für den Iran angekündigt.
Die US-Regierung hatte bereits am Nachmittag gewarnt, dass der Iran einen unmittelbar bevorstehenden Raketenangriff auf Israel vorbereite. Kurz darauf war in ganz Israel Luftalarm zu hören. Das Armee wies die Menschen an, sich in Sicherheit zu bringen. Der israelische Luftraum wurde angesichts des Raketenbeschusses vorübergehend abgeriegelt. Laut US-Verteidigungsministerium feuerte der Iran etwa doppelt so viele Raketen ab wie bei seinem letzten Angriff im April.
Wie schon damas war am Dienstagabend Israels Raketenabwehrschirm Iron Dome im Einsatz. Auch die US-Armee und Jordanien kamen Israel bei der Abwehr der iranischen Raketen zur Hilfe. Nach rund einer Stunde gab das israelische Militär Entwarnung: Es bestehe "im Moment" keine Gefahr mehr durch iranische Angriffe, hieß es.
Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, der Angriff auf Israel sei eine Reaktion auf die Tötung des Chefs der pro-iranischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, in der vergangenen Woche in Beirut sowie des Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, Ende Juli in Teheran. Für beide Vorfälle wird Israel verantwortlich gemacht.
Israel kündigte nach den iranischen Raketenangriffen umgehend Vergeltung an. "Dieser Angriff wird Konsequenzen haben", sagte Armeesprecher Hagari. "Wir haben Pläne, und wir werden an dem Ort und zu der Zeit handeln, die wir bestimmen."
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte die Vergeltungsdrohungen seines Landes. "Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht und er wird dafür bezahlen", erklärte er. "Wer immer uns angreift, den werden wir angreifen."
Die iranischen Revolutionsgarden hatten in ihrer Erklärung vor einem "vernichtenden Angriff" gewarnt, sollte Israel auf den jüngsten Raketenbeschuss reagieren.
Die Bundesregierung verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel "auf das Allerschärfste". Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte im Onlinedienst X, der Iran müsse den Angriff "sofort einstellen". Ähnlich äußerte sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Auf X forderte er zudem eine "sofortige Waffenruhe in der ganzen Region".
Der UN-Sicherheitsrat kündigte für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung zur Lage im Nahen Osten ab. Die Sitzung sei für 10.00 Uhr New Yorker Zeit (16.00 Uhr MESZ) angesetzt, erklärte der Schweizer Ratsvorsitz am Dienstag.
Die iranische Armee warnte indes vor jeglichem direkten militärischen Eingreifen zur Unterstützung Israels. "Im Fall einer direkten Intervention durch Länder, die das Regime (Israels) unterstützen, werden ihre Zentren und Interessen in der Region ebenfalls einen mächtigen Angriff durch die Armee der Islamischen Republik Iran erleben", hieß es in einer Mitteilung des Generalstabs der Armee, aus der die iranische Nachrichtenagentur Fars zitierte.
Die israelische Armee geht derzeit mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor und startete in der Nacht zum Dienstag nach eigenen Angaben einen "begrenzten" Bodeneinsatz im Nachbarland. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte am Dienstagabend, binnen der vergangenen 24 Stunden seien durch israelische Angriffe in mehreren Regionen des Landes 55 Menschen getötet und 156 weitere verletzt worden.
Am Freitag war Hisbollah-Anführer Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Der Iran drohte daraufhin mit Vergeltung. Bereits auf die Israel zugeschriebene Tötung von Hamas-Chef Hanija Ende Juli hatte Teheran mit Vergeltung gedroht.
Im April hatte der Iran Israel erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen beschossen. Mehrere Verbündete halfen Israel damals bei der Abwehr des Angriffs.
L.Janezki--BTB