Berliner Tageblatt - Biden: Israel und USA besprechen mögliche Angriffe auf iranische Ölanlangen

Börse
Euro STOXX 50 -0.34% 4862.28
MDAX 0.48% 25549.77
TecDAX -0.56% 3413.81
DAX -0.43% 19884.75
Goldpreis 1.23% 2640.5 $
EUR/USD 0.64% 1.0434 $
SDAX -0.46% 13528.84
Biden: Israel und USA besprechen mögliche Angriffe auf iranische Ölanlangen
Biden: Israel und USA besprechen mögliche Angriffe auf iranische Ölanlangen / Foto: © AFP

Biden: Israel und USA besprechen mögliche Angriffe auf iranische Ölanlangen

International wächst die Angst vor einem großen regionalen Krieg im Nahen Osten: Nach dem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel erwägen Israel und die USA laut US-Präsident Joe Biden Angriffe auf die Ölinfrastruktur im Iran. "Wir führen darüber Gespräche", sagte Biden am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten, ob er israelischen Attacken auf iranische Ölanlagen zustimmen würde. Israels Armeechef Herzi Halevi sagte, die "schweren Schläge" gegen die Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon würden fortgesetzt. Indes dauerten die gegenseitigen Angriffe Israels und der Hisbollah weiter an.

Textgröße:

Dies betreffe "alle Gebiete", Beirut, die Bekaa-Region und den Südlibanon, erklärte Halevi mit Blick auf die Luftangriffe in einer Fernsehansprache weiter. "Wir werden es nicht erlauben, dass sich die Hisbollah an diesen Orten in Zukunft wieder ansiedelt", fügte er hinzu.

Israel hatte Vergeltung für den Raketenangriff des Iran angekündigt. Biden sagte, er gehe nicht davon aus, dass die Antwort Israels noch am Donnerstag erfolgen werde. Zuvor hatte er erklärt, die USA würden einen israelischen Angriff auf Atomanlagen im Iran nicht unterstützen. Alle G7-Staaten seien der Meinung, dass Israel das Recht habe, auf den iranischen Angriff zu antworten. "Aber die Antwort sollte verhältnismäßig sein", sagte Biden.

Unterdessen gab es laut libanesischen Staatsmedien am Donnerstag neue israelische Luftangriffe auf die südlichen Vororte von Beirut, die als Hisbollah-Hochburg gelten. Unter anderem wurde das Pressebüro der Miliz angegriffen, wie eine Quelle aus dem Umfeld der Hisbollah der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zudem sei ein Warenlager in der Nähe des Beiruter Flughafens angegriffen worden, hieß es weiter aus dem Umfeld der Miliz. Die israelische Armee erklärte, sie habe die Geheimdienstzentrale der Hisbollah in Beirut angegriffen.

Erstmals griff am Donnerstag eigenen Angaben zufolge auch die libanesische Armee in die seit fast einem Jahr andauernden Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah ein. Innerhalb eines Tages seien zwei Soldaten durch israelischen Angriffe getötet worden, teilte das Militär mit. "Ein Soldat wurde getötet, nachdem der israelische Feind in der Region von Bint Dschbeil im Süden einen Militärposten ins Visier genommen hatte, und das militärische Personal hat die Schüsse erwidert", hieß es.

Auch die vom Iran unterstützte Hisbollah führte am Donnerstag weitere Angriffe aus. Eigenen Angaben zufolge griff sie die nordisraelische Stadt Tiberias mit Raketen an. Zudem seien israelische Bodentruppen abgewehrt worden, die versucht hätten, die Orte Marun ar-Ras und Jarun zu "infiltrieren".

In der Nacht zum Dienstag hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben einen "begrenzten" Bodeneinsatz im Süden des Libanons begonnen. Seit Beginn dieser Bodenoffensive wurden demnach neun israelische Soldaten getötet.

Auch in der Nacht zum Donnerstag hatte Israel erneut das Zentrum von Beirut aus der Luft angegriffen. Die Armee rief zuvor zur Evakuierung mehrerer Stadtviertel im Süden Beiruts auf. "Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen, die mit der Hisbollah in Verbindung stehen", warnte Armeesprecher Avichai Adraee die Bewohner. Am Donnerstag rief Israel zur Evakuierung von 25 weiteren Orten im Südlibanon auf, darunter die Stadt Nabatije.

Israel geht seit Tagen mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden dabei schon mehr als 1000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.

Die Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss weiter zu, insbesondere nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch die israelische Armee in der vergangenen Woche. Auch der iranische Raketenangriff war eine Reaktion auf die Tötung Nasrallahs. Nach israelischen Angaben konnte ein großer Teil der rund 200 Geschosse abgefangen werden.

Mehrere Hilfsorganisation, darunter Amnesty International und Oxfam, forderten am Donnerstag eine Waffenruhe sowie mehr Hilfe für die Vertriebenen im Libanon. 20 Prozent der Bevölkerung leben laut der NGO Save the Children derzeit auf der Straße.

Die Weltbank kündigte Nothilfen in Höhe von 250 Millionen Dollar (227 Millionen Euro) für die Bevölkerung im Libanon an. Das Geld sei ursprünglich für die Förderung erneuerbarer Energien im Libanon gedacht gewesen, teilte die Organisation mit.

Wegen Kritik an dem Raketenangriff bestellte der Iran am Donnerstag den deutschen Botschafter in Teheran sowie den diplomatischen Vertreter von Österreich ein. Damit habe das Land auf "inakzeptable Maßnahmen" der beiden EU-Länder reagiert, berichtete die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte die Einbestellung von Botschafter Markus Potzel in Teheran.

Am Mittwoch hatte das Auswärtige Amt den iranischen Geschäftsträger einbestellt, um den iranischen Raketenangriff auf Israel vom Dienstagabend "aufs Allerschärfste" zu verurteilen.

I.Meyer--BTB