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USA: Moskau verschleppt zehntausende Ukrainer in russisches Gebiet
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs soll Moskau nach US-Angaben zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer gewaltsam verschleppt haben. Allein aus der belagerten Hafenstadt Mariupol seien tausende Menschen nach Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, sagte der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Michael Carpenter, in Wien. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefonierte am Freitag mit Russlands Präsident Wladimir Putin und forderte einen Waffenstillstand.
Die ukrainische Regierung schätzt die Zahl der verschleppten Ukrainer gar auf knapp 1,2 Millionen. Darunter sollen sich nach Angaben der Ombudsfrau Lyudmyla Denisowa auch mindestens 200.000 Kinder befinden. Nach Angaben Kiews betreibt Moskau zudem sogenannte Filtrationslager, in denen festgenommene Ukrainer verhört werden.
Augenzeugen hätten von "brutalen Verhören" in diesen Lagern berichtet, sagte US-Diplomat Carpenter. Diese Verhöre sowie die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. Der UN-Menschenrechtsrat hatte am Donnerstag mit überwältigender Mehrheit für eine Untersuchung mutmaßlicher russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine gestimmt.
Kiew setzte Verhandlungen mit Moskau über die Evakuierung schwer verletzter Soldaten aus dem von russischen Truppen belagerten Stahlwerk des Konzerns Asow-Stahl im südukrainischen Mariupol fort. Die Gespräche seien "sehr schwierig", erklärte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk. Es gehe zunächst nur um 38 Soldaten, die gegen gefangene Russen ausgetauscht werden könnten.
In dem Industriekomplex haben sich nach ukrainischen Angaben noch mehr als tausend Kämpfer verschanzt. Die Stadt ist bis auf das Stahlwerk unter kompletter russischer Kontrolle.
Unterdessen forderte Scholz nach eigenen Angaben in seinem Telefonat mit Putin die Einstellung der Kampfhandlungen. "Es muss schnellstmöglich einen Waffenstillstand in der Ukraine geben", schrieb Scholz nach dem Telefonat im Onlinedienst Twitter.
Zudem habe er Putin "auf die Verantwortung Russlands für die globale Lebensmittellage hingewiesen", teilte der Kanzler mit. Auch sei er der Behauptung des russischen Präsidenten erneut entgegengetreten, in der Ukraine würden "Nazis" herrschen. Dies "ist falsch", betonte Scholz. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit dauerte das Telefonat 75 Minuten.
Von Seiten des Kreml hieß es zu dem Telefonat, Putin habe bekräftigt, dass Russland in der Ukraine "Nazi-Ideologie" entgegentrete und dass das Land "demilitarisiert" werden müsse. Zudem behauptete Putin den Angaben aus Moskau zufolge, die Ukraine würde Friedensbemühungen "blockieren" und "Terror-Methoden" anwenden.
Für Entsetzen sorgten neue Aufnahmen von mutmaßlichen Kriegsverbrechen, die die Sender CNN und BBC am Donnerstag veröffentlichten. Auf den Aufnahmen einer Überwachungskamera von Mitte März war zu sehen, wie russische Soldaten offenbar zwei unbewaffnete Zivilisten in der Nähe eines Autohauses außerhalb von Kiew in den Rücken schießen. Einer der Männer starb noch vor Ort, der andere kurz darauf.
C.Meier--BTB