Berliner Tageblatt - Ringen um Feuerpause zwischen Israel und Hisbollah: USA sehen "Fortschritte"

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Ringen um Feuerpause zwischen Israel und Hisbollah: USA sehen "Fortschritte"
Ringen um Feuerpause zwischen Israel und Hisbollah: USA sehen "Fortschritte" / Foto: © POOL/AFP

Ringen um Feuerpause zwischen Israel und Hisbollah: USA sehen "Fortschritte"

Im Ringen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz sind die Verhandlungspartner nach Angaben der US-Regierung deutlich vorangekommen. Es seien "gute Fortschritte" erzielt worden, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete unterdessen, dass es am Freitag im Morgengrauen mindestens zehn israelische Luftangriffe auf die südlichen Vororte der Hauptstadt Beirut gegeben habe.

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US-Außenminister Blinken bekräftigte, dass die angestrebte Vereinbarung auf der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2006 basieren müsse. Die Resolution sieht unter anderem vor, dass lediglich Soldaten der UN-Friedenstruppe Unifil und der libanesischen Armee im libanesischen Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollen. Die pro-iranische Hisbollah verblieb dennoch in den Jahren seit der Resolution in dem Gebiet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu empfing am Donnerstag die US-Gesandten Amos Hochstein und Brett McGurk, die sich um die Vermittlung der Waffenruhe bemühen. Nach Angaben seines Büros pochte Netanjahu dabei auf Sicherheitsgarantien für sein Land.

In die Bemühungen um eine Feuerpause zwischen Israel und der Hisbollah war in den vergangenen Tagen Bewegung gekommen. Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati hatte sich nach einem Telefonat mit Hochstein "vorsichtig optimistisch" bezüglich einer Waffenruhe in den kommenden Tagen oder Wochen gezeigt. Der neue Hisbollah-Chef Naim Kassem zeigte sich in einer Fernsehansprache grundsätzlich zu einer Feuerpause bereit.

Israelischen Medienberichten zufolge sieht ein von den USA vermittelter Plan für eine Waffenruhe vor, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht. Zudem sollen die israelischen Truppen von der Grenze abgezogen werden und die libanesische Armee die Grenzsicherung übernehmen.

Der Libanon würde sich zudem verpflichten, die Wiederbewaffnung der Hisbollah zu verhindern. Auch würde Israel die Garantie erhalten, sich im Rahmen des Völkerrechts selbst verteidigen zu dürfen.

Unterdessen meldete die Nachrichtenagentur NNA mindestens zehn Angriffe auf die südlichen Vororte Beiruts. Die Angriffe im Morgengrauen des Freitags hätten "massive Zerstörungen" hinterlassen, Gebäude "dem Erdboden gleichgemacht" und Feuer ausgelöst, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Israelische Kriegsflugzeuge hätten unter anderem die Vororte Ghobeiry und Al-Kafaat und die Sajjed-Hadi-Schnellstraße zum Ziel genommen.

Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten Explosionen, auf die Rauchwolken in den Vororten folgten. Zuvor hatte die israelische Armee die Evakuierung mehrerer Gebäude in den Hochburgen der Hisbollah-Miliz angeordnet.

Thailands Außenminister Maris Sangiampongsa erklärte derweil, dass im Norden Israels vier seiner Staatsbürger durch Raketenbeschuss aus dem Libanon getötet worden seien. Der Leiter des Regionalrats in der israelischen Ortschaft Metula gab an, dass bei Raketenangriffen aus dem Libanon fünf Menschen getötet worden seien, darunter vier ausländische Landarbeiter. In Israel leben etwa 30.000 thailändische Staatsangehörige. Dort sind die Gehälter wesentlich höher sind als in dem südostasiatischen Königreich.

Derzeit stehen die Chancen für eine Waffenruhe an der Front im Libanon deutlich höher als die für eine Feuerpause bei den Kämpfen im Gazastreifen. Die radikalislamische Hamas, die dort von Israel bekämpft wird, erklärte am Donnerstag, sie habe kein Interesse an einer "vorübergehenden Pause des Krieges, wenn dies bedeutet, dass die Aggression später fortgesetzt wird".

Die Vermittlerländer USA, Ägypten und Katar, die sich seit Monaten um eine Beilegung der Kämpfe im Gazastreifen bemühen, hatten einen Vorschlag für eine mehrwöchige Waffenruhe vorgelegt, der unter anderem einen Gefangenenaustausch vorsah. Der Krieg im Gazastreifen war durch dem beispiellosen Großangriff der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen am 7. Oktober 2023 auf Israel ausgelöst worden. Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor.

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Hamas-Großangriff mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe im Libanon deutlich verstärkt. Außerdem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete indes, dass am Donnerstag zehn Menschen, die meisten davon Zivilisten, bei Angriffen in der syrischen Region Kusseir getötet worden seien. Ein israelischer Armeesprecher erklärte, dass die Armee in der Region von der Hisbollah genutzte "Waffenlager und Hauptquartiere" angegriffen habe. Israel wirft der Hisbollah vor, über Syrien Waffen einzuführen.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

A.Gasser--BTB