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Ukraine-Krieg eskaliert weiter - Putin droht mit Angriff auf Kiew mit neuer Rakete
Inmitten einer weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs hat der russische Präsident Wladimir Putin mit einem Einsatz der neuartigen russischen Mittelstreckenrakete gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew gedroht. "Wir schließen den Einsatz von 'Oreschnik' (...) auch in Kiew nicht aus", sagte Putin am Donnerstag bei einem Besuch in Kasachstan. Zuvor hatte Russland mit massiven Luftangriffen auf die Ukraine landesweiten Raketenalarm ausgelöst und Stromausfälle mit mehr als einer Million Betroffenen tief im Westen des Landes verursacht.
Putin sprach in Kasachstan von möglichen Angriffen auf "militärische Ziele, militärisch-industrielle Einrichtungen oder Entscheidungszentren". Die neuartige Waffe habe die Zerstörungskraft eines Meteoriten, fügte er hinzu. Beim Einsatz von mehreren Oreschnik-Raketen gleichzeitig sei die Zerstörungskraft der neuen Waffe mit der "eines Atomschlags vergleichbar".
Russland hatte die Oreschnik-Rakete, bei der es sich nach russischen Angaben um eine experimentelle Hyperschallrakete mit einer Geschwindigkeit von bis zu drei Kilometern pro Sekunde handeln soll, erstmals am Donnerstag vergangener Woche bei Luftangriffen auf die ukrainische Großstadt Dnipro eingesetzt.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sieht in den jüngsten Drohungen eine "Schwäche" Putins. "Wir lassen uns von solchen Drohungen nicht einschüchtern, wir werden die Ukraine unterstützen, solange sie es braucht", sagte Tusk bei einem Treffen mit seinem schwedischen Kollegen Ulf Kristersson.
Am Mittwoch hatten Polen sowie die baltischen und nordischen Staaten angekündigt, dass sie ihre militärische Unterstützung für die Ukraine verstärken wollen.
Unterdessen wurde in der Ukraine am Donnerstag landesweit Luftalarm ausgelöst. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf der russischen Armee vor, in einer "verabscheuungswürdigen Eskalation" des Konflikts Energieanlagen mit Streumunition vermint zu haben. Offenbar an die westlichen Partner gewandt drängte Selenskyj, die Ukraine brauche "jetzt" sofort weitere Luftabwehrsysteme.
Nach Angaben der örtlichen Behörden wurde im Westen der Ukraine insgesamt mehr als eine Million Stromkunden von der Energieversorgung abgeschnitten - bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt in weiten Teilen des Landes.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, Russland habe die Energieinfrastruktur mit insgesamt 188 Raketen und Drohnen angegriffen, von denen die Ukraine viele abgeschossen habe.
Putin sprach von 90 Raketen und 100 Drohnen, die insgesamt 17 Ziele getroffen hätten. Dies sei "eine Antwort auf fortgesetzte Angriffe auf unser Territorium mit ATACMS-Raketen".
Russland und die Ukraine haben ihren gegenseitigen Beschuss verstärkt, seit Kiew nach einer von Washington erteilten Genehmigung vergangene Woche erstmals Ziele innerhalb Russlands mit ATACMS-Raketen aus den USA angegriffen hatte. Der Kreml reagierte darauf mit dem erstmaligen Einsatz einer neuartigen russischen Mittelstreckenrakete.
Die Freigabe für den ATACMS-Einsatz gegen Ziele tief in Russland gehört zu den Bemühungen des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden, vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers Donald Trump am 20. Januar die Ukraine in eine möglichst gute Verhandlungsposition gegen Russland zu bringen.
Trump steht den US-Milliardenhilfen für die ukrainische Armee kritisch gegenüber, der Republikaner möchte den Krieg schnellstmöglich beenden. Kritiker befürchten, dass die Ukraine angesichts ausbleibender Finanz- und Militärhilfe gezwungen sein könnte, auf von Russland besetztes Territorium zu verzichten.
Putin nannte Trump am Donnerstag einen "intelligenten Mann". "Ich denke, dass er eine Lösung finden wird", sagte der russische Präsident. Putin sprach in Astana auch das historische Tief des russischen Rubel an. Es gebe "keinen Grund zur Panik", sagte Putin. "Die Situation ist unter Kontrolle." Die russische Landeswährung hatte am Mittwoch die symbolische Schwelle von 110 Rubel für einen Dollar überschritten. Der Kurs ist seit drei Jahren sehr volatil.
In der Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine übte derweil das Europaparlament erneut Druck auf Deutschland aus. Die Abgeordneten riefen in einer sogenannte Entschließung die Mitgliedsländer dazu auf, ihre militärische Unterstützung für die Ukraine zu verstärken - unter anderem durch Taurus-Raketen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt dies aus Furcht vor einer weiteren Eskalation des Krieges aber weiter ab.
Nach mehr als zweieinhalb Jahren Krieg in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte zuletzt immer wieder Gebietsgewinne gegenüber der geschwächten ukrainischen Armee erzielt. Vor diesem Hintergrund forderte Washington Kiew auf, das Alter für die Einberufung zum Militärdienst von 25 auf 18 Jahre herabzusetzen.
K.Brown--BTB