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Auschwitz-Gedenken: Politik und Wirtschaft warnen vor Antisemitismus
Am Vortag des Holocaust-Gedenktags haben Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor Antisemitismus und dem Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen gewarnt. Antisemitismus wende sich "nicht nur gegen Jüdinnen und Juden, sondern ist Ausdruck einer zutiefst demokratiefeindlichen Haltung und lehnt die Errungenschaften unserer modernen, freiheitlichen Gesellschaft ab", sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe) mit Blick auf den 80. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am Montag.
"Die unfassbaren Verbrechen der NS-Zeit, die industrielle Ermordung von Millionen Menschen, gehören zur deutschen Geschichte und prägen unser Verständnis von Demokratie, Freiheit, Recht und Unrecht und damit unsere ganze Gesellschaft bis heute", führte Klein aus. Der Ruf einzelner Stimmen nach einem Schlussstrich sei unsinnig.
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) forderte mehr Mittel für eine neue Erinnerungskultur. Es müsse ein neuer Anlauf stattfinden, um "die Notwendigkeit der Erinnerung zu begründen und das 'Nie wieder' zu erklären", schrieb Habeck in einem Gastbeitrag im "Tagesspiegel" (Sonntag). 80 Jahre nach der systematischen Ermordung von Jüdinnen und Juden gebe es kaum noch Zeitzeugen, die von den Taten der Nationalsozialisten berichten könnten, erklärte Habeck. Deutschland stehe "heute vor der erneuten Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten."
Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) kündigte an, dass sein Ministerium in den kommenden drei Jahren das Kompetenznetzwerk Hochschulische Antisemitismusprävention bei der Hochschulrektorenkonferenz fördern wolle. "Wir dürfen niemals zulassen, dass die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands in Vergessen geraten", erklärte er.
"Es ist unsere Aufgabe, Antisemitismus geschlossen entgegenzutreten und unsere liberalen Werte zu verteidigen", forderte der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr.
Der Freundeskreis Yad Vashem zitierte unter anderem Richard Lutz, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, mit den Worten: "Auch 80 Jahre nach Kriegsende mahnt uns Auschwitz, die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen des Holocaust wachzuhalten und uns jetzt und in Zukunft jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung entgegenzustellen."
Yad Vashem ist die internationale Holocaustgedenkstätte in Jerusalem. Der Freundeskreis zitierte auch Mercedes-Chef Ola Källenius, der warnte, was einmal passiert sei, könne sich wiederholen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, erklärte der Mitteilung zufolge, jeder rassistische und antisemitische Übergriff sei "auch ein Angriff auf unsere Werte und Grundsätze, die Grundlage unseres gesellschaftlichen Miteinanders sind."
Der Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt der IG Metall versprach: "Die IG Metall und ihre Mitglieder werden die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht im Stich lassen, wenn sie antisemitischen Bedrohungen ausgesetzt sind."
Bei der zentralen Gedenkfeier am Montag in Polen ist Deutschland durch eine hochrangige Delegation vertreten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Habeck reisen zu der Zeremonie nach Auschwitz. Auf Einladung Steinmeiers werden auch mehrere Auschwitz-Überlebende an Bord des Regierungsflugzeugs sein.
Die Nationalsozialisten hatten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen zwischen 1940 und 1945 etwa eine Million europäische Jüdinnen und Juden ermordet. Das Lager steht daher wie kein zweites für den Massenmord an den Juden durch das deutsche NS-Regime.
H.Seidel--BTB