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80 Jahre nach Auschwitz-Befreiung: Gedenken an Opfer des NS-Vernichtungslagers
80 Jahre nach der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau erinnern Überlebende und Politiker aus aller Welt am Montag an die dort verübten Gräueltaten. Zu der zentralen Gedenkveranstaltung für die mehr als eine Million Todesopfer von Auschwitz werden am Nachmittag dutzende Staats- und Regierungschefs sowie rund 50 hochbetagte frühere KZ-Insassen erwartet. "Wir dulden kein Vergessen, nicht heute und nicht morgen", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf die Verbrechen der Nazis in Auschwitz.
Vor der Zeremonie in der Gedenkstätte kamen Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach einem Rundgang durch das frühere KZ mit Überlebenden zusammen. Als Gäste des Bundespräsidenten waren die Holocaust-Überlebenden Pavel Taussig und Christian Pfeil mit dem Regierungsflugzeug von Berlin nach Polen gereist.
An der Gedenkzeremonie zum 75. Jahrestag der Befreiung hatten vor fünf Jahren noch mehr als hundert Auschwitz-Überlebende teilgenommen. Die Zahl der Überlebenden sinkt stetig. Es sei eine "Besonderheit" des Treffens vom Montag, "dass es eines der letzten sein wird mit Überlebenden", hieß es aus dem Bundespräsidialamt.
Die Überlebenden sollen im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkzeremonie stehen, einige von ihnen werden das Wort an die Anwesenden richten. Ansprachen von Politikerinnen und Politikern sind mit Ausnahme des Grußworts von Polens Präsident Andrzej Duda nicht vorgesehen.
Dieser legte am Morgen zusammen mit früheren KZ-Insassen Blumen an der sogenannten Todeswand nieder, an der tausende Auschwitz-Häftlinge von den Nazis erschossen wurden. Einige der Überlebenden trugen blau-weiß gestreifte Schals, die ihre frühere Häftlingskleidung symbolisierten. Am Fuß der Mauer entzündeten sie Kerzen zum Gedenken und berührten die Mauer dann schweigend mit der Hand.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Nachmittag wird Deutschland durch eine hochrangige Delegation vertreten. Neben Scholz und Steinmeier nehmen auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sowie weitere Mitglieder von Bundesregierung und Landesregierungen sowie von Bundestag und Bundesrat daran teil.
"Mehr als eine Million Menschen mit Träumen und Hoffnungen wurden in Auschwitz ermordet, ermordet von Deutschen", erklärte Scholz, der vor der Gedenkzeremonie im nahe gelegenen Krakau mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zusammenkommen wollte, am Montagmorgen im Onlinedienst X. "Wir dulden kein Vergessen, nicht heute und nicht morgen."
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnte: "Wir müssen das Vergessen verhindern." Er beklagte, dass die Erinnerung an den Holocaust immer schwächer werde. "Wir müssen den Hass überwinden, der zu Missbrauch und Mord führt", betonte Selenskyj.
"Vergessen wir niemals die Millionen von Opfern der Schoa", schrieb auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Onlinedienst X. "Kämpfen wir unermüdlich gegen Antisemitismus und Hass, im Namen all jener, die ums Leben kamen."
"Was damals geschah, darf nie wieder geschehen", erklärte am Montag auch die deutsche Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. "Wir dürfen niemals vergessen, doch erinnern allein reicht nicht", betonte die 103-Jährige und rief zum Einsatz für Toleranz und Menschlichkeit auf.
Die Nazis hatten im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im besetzten Polen zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten waren europäische Jüdinnen und Juden. Das Lager steht wie kein zweites für den Massenmord an den Juden durch das deutsche NS-Regime.
Das KZ war am 27. Januar 1945 durch Soldaten der Roten Armee befreit worden. Daran erinnerte am Montag auch der russische Präsident Wladimir Putin. "Wir werden uns immer daran erinnern, dass es der sowjetische Soldat war, der dieses schreckliche und totale Böse zerschlagen und den Sieg errungen hat, dessen Größe für immer Teil der Weltgeschichte bleiben wird", erklärte der Kreml-Chef.
Russland wurde seit dem Einmarsch in der Ukraine vor gut drei Jahren nicht mehr von der Stiftung Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu der jährlichen Gedenkzeremonie eingeladen.
J.Fankhauser--BTB