Berliner Tageblatt - Ex-Außenminister Gabriel: Europa ist für Trump nur noch ein Klotz am Bein

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Ex-Außenminister Gabriel: Europa ist für Trump nur noch ein Klotz am Bein
Ex-Außenminister Gabriel: Europa ist für Trump nur noch ein Klotz am Bein / Foto: © AFP/Archiv

Ex-Außenminister Gabriel: Europa ist für Trump nur noch ein Klotz am Bein

Nach dem Wortgefecht zwischen der US-Führung und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus hat der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) vor einer Bedrohung Europas durch die USA gewarnt. Für US-Präsident Donald Trump "ist Europa kein strategischer Partner mehr, sondern nur noch ein Klotz am Bein", sagte Gabriel der "Augsburger Allgemeinen" vom Montag. "Er ist der erste US-Präsident, der in Allianzen keinen Sinn mehr sieht."

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"Ich bin sicher, dass er Europa schwächen oder sogar zerstören will, denn wir sind eben doch ziemlich groß, wenn wir zusammenhalten", fuhr der frühere deutsche Chefdiplomat fort. Europa müsse im Gegenzug nun beweisen, dass es nicht schwach sei: "Wir werden uns nur durch Stärke und Entschlossenheit Respekt bei Trump verschaffen. Wirtschaftliche Stärke ist hier mindestens genauso wichtig wie militärische Stärke."

Dabei dürfe nicht darauf gewartet werden, "bis der letzte Mitgliedsstaat an Bord ist", sagte Gabriel der "Augsburger Allgemeinen" weiter. Die richtige Antwort sei vielmehr eine Koalition der Willigen in Europa. "Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien und sicher auch die skandinavischen Staaten müssen sozusagen neben der Europäischen Union in einer gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik vorangehen." Wer mitmachen wolle, sei herzlich willkommen, "wer nicht, bleibt halt draußen".

Selenskyj und Trump waren am Freitag in Washington vor laufenden Kameras heftig aneinandergeraten. Trump warf unterstützt von seinem Vizepräsidenten JD Vance Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Er drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem Deal mit Russland zustimmen. Der ukrainische Staatschef verließ das Weiße Haus im Streit.

Ihn selbst habe der Eklat "sprachlos gemacht", sagte Gabriel. Die USA entwickelten sich "ganz offensichtlich zu einem Land, das sich von den Ideen des Westens wie Freiheit, Demokratie, Menschenwürde und der Stärke des Rechts verabschiedet hat". Es gebe anders als in Trumps erster Amtszeit keine gemäßigten Kräfte mehr, die den Präsidenten bremsen könnten, fuhr er fort. "Da ist also nun ein Mann völlig zügellos am Werk, dem man eine Supermacht niemals hätte anvertrauen dürfen."

O.Lorenz--BTB