Berliner Tageblatt - "Kopfballungeheuer" Musiala rettet Bayern

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"Kopfballungeheuer" Musiala rettet Bayern
"Kopfballungeheuer" Musiala rettet Bayern / Foto: © AFP

"Kopfballungeheuer" Musiala rettet Bayern

Borussia Dortmund hat in seiner Festung dem Sturmangriff des FC Bayern lange standgehalten und den drohenden Alleingang des Rekordmeisters zumindest gebremst. Im Bundesliga-Klassiker erkämpfte der BVB gegen die Münchner am Samstagabend mit großer Leidenschaft ein 1:1 (1:0) - Eintracht Frankfurt kann damit am Sonntag bis auf vier Punkte an die Bayern heranrücken. Der Meisterschaftskampf, den Uli Hoeneß bereits für beendet erklärt hat, könnte neu belebt werden.

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Vor Jamie Gittens Konter im Turbo-Stil nebst sehenswertem Abschluss (27.) hatten sich die Münchner 690 Pflichtspielminuten lang kein Gegentor gefangen. Nationalspieler Jamal Musiala (85.) bewahrte wieder einmal per Kopfball den Tabellenführer vor 81.365 Zuschauern in heißer Atmosphäre aber vor der ersten Saisonniederlage.

Der Worte waren genug gewechselt. Das Titelversprechen von Hoeneß, Hans-Joachim Watzkes Replik, markige Ansagen ("Wir werden gewinnen") aus dem Dortmunder Lager: Mit Anpfiff um 18.30 Uhr wurde das beim ersten Duell der jungen Trainer Nuri Sahin und Vincent Kompany alles wertlos.

Kompany hatte sich für das Topspiel eine Überraschung einfallen lassen. Mathys Tel spielte zum ersten Mal in dieser Saison in der Bayern-Startelf, er ersetzte auf der linken Außenbahn Kingsley Coman. Serge Gnabry fehlte wegen Knieproblemen. Beim BVB, erneut im zuletzt erfolgversprechenden 4-3-3, war Julian Brandt (Oberschenkelverletzung) erwartungsgemäß nicht fit geworden, Serhou Guirassy begann in der Spitze.

Unter heftigem Pyrotechnik-Einsatz ihrer Fans starteten die Bayern stärker. Sie drängten den BVB zehn Minuten lang in die Defensive, Leroy Sane feuerte den ersten Fernschuss ab (8.), ein abgefälschter Ball traf zudem das Außennetz (11.).

Die Dortmunder, zu Hause mit der goldenen Bilanz von sechs Siegen in sechs Ligaspielen, versuchten hingegen, Münchner (Innen-)Verteidiger nach Ballgewinn sofort in Laufduelle gegen Maximilian Beier oder Gittens zu verwickeln - die Waffe hieß Geschwindigkeit. Später führte eine solche Variante zum Führungstor. Pascal Groß sollte dafür die langen Bälle spielen. Ab und an streute der BVB hohes Pressing ein, um die lähmenden Bayern-Passketten zu unterbinden.

Sahin wurde jedoch früh zu einer Umstellung gezwungen. Innenverteidiger Waldemar Anton erlitt eine Verletzung der Adduktoren (rechte Seite), der frühere Bayern-Profi Niklas Süle kam dadurch zu seinem ersten Einsatz seit fünf Wochen. Das Dortmunder 1:0 fiel allerdings über links: Gittens ließ nach einem Steilpass den Ball passieren, er drehte sich an der Mittellinie um Konrad Laimer - dann sprintete er auf und davon und überwand Manuel Neuer.

Das Stadion kochte über, für die Bayern ging es zutiefst ernüchternd weiter. Superstürmer Kane (14 Saisontore) ließ sich in der 33. Minute von zwei Betreuern vom Platz begleiten, möglicherweise wegen einer Muskelverletzung. Eine Diagnose blieb zunächst aus. Thomas Müller spielte fortan ganz vorne: Das Bayern-Konzept war gesprengt.

Jamal Musiala, bis dahin weitgehend unsichtbar, spielte Müller kurz nach der Pause frei und legte ihm die riesige Chance zum Ausgleich auf. Der Veteran scheiterte aus kurzer Distanz frei an Torhüter Gregor Kobel, der gegen den Lauf klasse parierte (48.).

Musialas gefährlicher Schuss neben das Tor und ein schwacher Sane-Abschluss aus bester Position waren die letzten Bayern-Szenen, bevor Kompany mit Sacha Boey und Coman das Risiko erhöhte. Ein entfesseltes Anrennen boten die Bayern aber auch danach nicht, sie wurden aber immer druckvoller. Musiala gelang der verdiente Ausgleich.

Y.Bouchard--BTB