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Untersuchung zum Industriestandort Deutschland: Attraktivität nimmt rapide ab
Der Industriestandort Deutschland verliert einer Untersuchung zufolge rapide an Attraktivität. Zwei Drittel der von ihr befragten Unternehmen hätten bereits Teile ihrer Wertschöpfung ins Ausland verlagert, erklärte die Beratungsfirma Deloitte am Dienstag. In den Bereichen Maschinenbau und Automobile gehen demnach besonders viele der befragten Entscheidungsträger von einer weiter sinkenden Standortattraktivität aus.
45 Prozent der befragten Betriebe erwarten, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestandorten weiter zurückfallen wird. Unter den Unternehmen im Maschinenbau und der Autoindustrie sind es sogar 65 Prozent, von denen wiederum knapp zwei Drittel mit einem deutlichen und ein Drittel mit einem leichten Attraktivitätsverlust rechnen.
In den anderen Branchen - darunter vor allem Chemie, Bauwesen sowie Transport und Logistik - überwiegt Deloitte zufolge hingegen die Annahme, dass die Standortattraktivität gleich bleiben wird (46 Prozent). Immerhin 20 Prozent gehen hier von einer zunehmenden Attraktivität aus.
67 Prozent der befragten Unternehmen haben auf die Lage bereits mit einer moderaten bis starken Verlagerung ihrer Wertschöpfungskette reagiert. Diese Verlagerungen konzentrierten sich der Untersuchung zufolge bislang auf die Bauteilfertigung. Geplante Verlagerungen beträfen jedoch zunehmend auch "hochwertigere Wertschöpfungsteile" wie die Vormontage und die Produktion im Allgemeinen. Unternehmensbereiche, die selten zur Verlagerung in Betracht gezogen werden, sind der Einkauf, begleitende Dienstleistungen, die Forschung sowie zentrale Unternehmensfunktionen wie Leitung, Marketing und Vertrieb.
Die wichtigsten Gründe für Investitionen in andere Länder sind der Umfrage zufolge niedrigere Energiekosten (59 Prozent), geringere Löhne (53 Prozent), ein besseres Marktumfeld (51 Prozent) und weniger Bürokratie (50 Prozent). Seltener wurden der Zugang zu Rohstoffen, bessere Investitionskonditionen oder Subventionen, eine gute Logistikanbindung sowie die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften genannt.
Den Maschinenbau und die Automobilindustrie zieht es aus den genannten Gründen vor allem nach Asien und in die USA. In den anderen Branchen überwiegen hingegen andere EU-Länder als Investitionsziele. Auch gibt es in den anderen Branchen merkliche Trends zu Verlagerungen aus Asien in die USA oder nach Europa. Unter den EU-Ländern werden Polen, Rumänien und Tschechien besonders häufig genannt.
Die große Mehrheit der befragten Unternehmen geht laut Deloitte davon aus, dass Deutschland im aktuellen Subventionswettlauf mit den USA und China verlieren wird. Auch wenn eine Mehrheit von 36 Prozent betont, dass Deutschland hier aktiver werden müsse, fordern die Unternehmensvertreter insbesondere im Maschinenbau und der Autoindustrie nicht generell mehr Subventionen oder Investitionsanreize sondern vor allem Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise sowie Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung.
Deloitte hat nach eigenen Angaben im September mit Unterstützung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie 108 "Lieferketten-Verantwortliche" in Großunternehmen (83 Prozent) und kleinen und mittelgroßen Unternehmen (17 Prozent) befragt.
J.Horn--BTB