Berliner Tageblatt - Netzagentur legt Eckpunkte für gerechtere Verteilung der Netzkosten vor

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Netzagentur legt Eckpunkte für gerechtere Verteilung der Netzkosten vor
Netzagentur legt Eckpunkte für gerechtere Verteilung der Netzkosten vor / Foto: © AFP/Archiv

Netzagentur legt Eckpunkte für gerechtere Verteilung der Netzkosten vor

Die Bundesnetzagentur hat am Freitag ein Eckpunktepapier für eine Strompreisreform mit niedrigeren Gebühren für Regionen mit starkem Ausbau der Erneuerbaren Energien vorgelegt - vor allem der Windkraft. "Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften", erklärte Behördenchef Klaus Müller. "Wir wollen eine gerechtere Verteilung der Kosten erreichen."

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In Regionen, die deutlich mehr erneuerbaren Strom erzeugen als sie verbrauchen, entstehen für den Umbau der Netze erhebliche Kosten, wie Müller erläuterte. Gleichzeitig versorge dieser Strom nicht nur die Region, sondern ganz Deutschland. Die Netzentgelte in diesen Regionen sollen daher sinken. Dies führe auf der anderen Seite zu zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland - die seien aber "überschaubar".

Aktuell wären laut Behörde 17 Netzbetreiber berechtigt, ihre Mehrkosten auf alle Stromverbraucher abzuwälzen. Für ihre rund 10,5 Millionen Nutzer würden so die Netzentgelte sinken - und zwar um bis zu ein Viertel. Ein Durchschnittshaushalt würde bis zu 120 Euro im Jahr sparen.

Entlastet würden vor allem Netzbetreiber in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt, erklärte die Bundesnetzagentur. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Niedersachsen käme es zu "spürbaren" Entlastungen. Hintergrund ist, dass Windenergie vorwiegend im Norden und großflächige Freiflächen-Fotovoltaik in überwiegend ländlichen Regionen gebaut werden. Geringere Entlastungen würden sich für einzelne Netzbetreiber in Baden-Württemberg, Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz ergeben.

Den Entlastungen für die Netzbetreiber stünden zusätzliche Kosten für alle Stromverbraucher gegenüber. Nach Berechnungen der Behörde würden diese von 0,4 Cent pro Kilowattstunde für 2024 auf 0,64 Cent pro Kilowattstunde steigen. Dies bedeute für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr zusätzliche Kosten von 8,40 Euro.

Aktuell sind die Netzentgelte in weiten Teilen Nord- und Nordostdeutschlands sehr viel höher als in anderen Regionen Deutschlands, wie die Netzagentur erläuterte. In einigen Netzgebieten betragen sie demnach bis zu rund 15 Cent pro Kilowattstunde, in anderen unter fünf Cent. Auch innerhalb einiger Bundesländer wie zum Beispiel in Bayern und Baden-Württemberg unterscheiden sich die Netzentgelte demnach deutlich.

"Diese Entwicklung hat über die Jahre eine nicht weiter hinnehmbare Dimension angenommen", erklärte Müller. Sie würde sich mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren verschärfen. Das Eckpunktepapier zur Strompreisreform will die Behörde nun "mit der Politik, den Ländern, der Branche und zivilgesellschaftlichen Akteuren diskutieren". Im Sommer 2024 soll die Reform stehen und im Januar 2025 in Kraft treten.

Die Netzentgelte machen im Schnitt rund ein Viertel der gesamten Stromkosten für private Haushalte aus, 2022 waren es 21,5 Prozent ohne Mehrwertsteuer.

H.Seidel--BTB