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Neuer GDL-Chef kritisiert Lage bei der DB: "Man muss sich inzwischen fremdschämen"
Der neue Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Mario Reiß, hat die Lage bei der Deutschen Bahn (DB) heftig kritisiert. Er persönlich spüre zwar noch Eisenbahnerstolz - auch wenn es seit Jahren "nicht mehr stolz macht, was da draußen auf den Schienen passiert", sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. "Man muss sich ja inzwischen fremdschämen."
Reiß kritisierte etwa, dass es im Konzern DB keine Fehlerkultur gebe. "Wir haben viele Fachleute verloren", weil sie Kritik geäußert hätten, sagte er.
Das Personal müsse "Managementfehler" ausbaden - er nannte als Beispiel kleinere Baustellen, die ohne Ankündigung "plötzlich" auftauchten. Er selbst sei kürzlich einen Zug gefahren, der wegen einer solchen Baustelle teils vor dem Bahnhof habe halten müssen - weil die Türen dort nicht geöffnet werden durften, habe das Aussteigen der Fahrgäste eine halbe Stunde gedauert.
Von den für die kommenden Jahre geplanten Korridorsanierungen hält der GDL-Vorsitzende wenig. Das Versprechen der DB und von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), damit werde sich langfristig die Pünktlichkeit erhöhen, könne nicht kontrolliert werden, monierte Reiß: Es werde "kein Zieldatum genannt, wann es irgendwo wirklich besser wird". So könne eine versprochene Leistung nicht bewertet werden.
Die monatelange Vollsperrung einer Strecke führe dazu, dass "Riesen-Regionen" abgehängt würden, sagte Reiß weiter. "Das wird dazu führen, dass wir Reisende weg von der Bahn bringen" - und sie würden "schwerlich zur Bahn zurückfinden".
Die GDL verteidige hier "das alte System, dass man einseitig ebenfalls die Strecke vollsanieren kann". Dann sei aber das Fahren auf der anderen Seite möglich. Das müsse natürlich vorgeplant werden, mit Ausweich- und Überholstrecken.
Verkehrsminister Wissing warf Reiß in Bezug auf die Bahn Nichtstun vor. Sein Fehler sei, dass er dem Bahn-Vorstand das Handeln überlasse.
F.Müller--BTB