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Entwurf für Abkommen zu Verringerung von Plastikmüll zeigt anhaltende Differenzen
Zwei Tage vor dem geplanten Abschluss der Gespräche über ein erstes internationales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll hat der Entwurf eines Vertragstextes am Freitag die anhaltenden Differenzen aufgezeigt. Die Zusammenfassung der bisherigen Verhandlungen im südkoreanischen Busan enthält viele ungeklärte Fragen, gegensätzliche Visionen, Absätze in eckigen Klammern und unterschiedliche "Optionen". Bis Sonntag sind harte Verhandlungen zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen zu erwarten.
In dem Entwurf wird ein Kontrollmechanismus für die weltweite Plastikproduktion vorgeschlagen, wie ihn Deutschland und andere Länder fordern, die sich in der sogenannten High Ambition Coalition (HAC) zusammengeschlossen haben. Gleichzeitig sieht der Textentwurf aber die Möglichkeit vor, den Abschnitt über eine Produktionskontrolle komplett zu streichen - so wie es von Saudi-Arabien seit Beginn der Konferenz gefordert wurde.
Der Entwurf enthält zudem keine Liste nachweislich oder mutmaßlich gesundheitsschädlicher Chemikalien. Dieses Thema soll auf künftigen Konferenzen behandelt werden, wie aus dem auf der Website der Konferenz veröffentlichten Entwurf hervorgeht. Ein Abschnitt über Gesundheit bleibt weitgehend inhaltsleer, begleitet mit der Option, ganz gestrichen zu werden - was ebenfalls von Saudi-Arabien gefordert worden war.
Damit spiegelt der Vertragsentwurf weiter die Kluft wider zwischen einer Handvoll überwiegend ölproduzierender Länder - welche die Ausgangsstoffe für Plastik liefern -, und der HAC, zu der europäische, afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Länder gehören. Der Text liefert acht mögliche Definitionen für Plastik und fünf Optionen für die Bedeutung von Plastikverschmutzung.
Einige Delegationen zeigten sich zunehmend frustriert, darunter vor allem kleine Inselstaaten, die besonders unter der Plastikvermüllung der Ozeane leiden. "Die Golfstaaten wollen ihre Wirtschaft mit den fossilen Brennstoffen schützen. Was ist mit uns?", fragte Andrew Yatilman aus Mikronesien. "Wenn nichts unternommen wird, werden wir bald Plastik essen statt Fisch", sagte er.
Der Delegationsleiter von Panama, Juan Carlos Monterrey Gómez, forderte, Nationen, die gegen eine Verringerung der Plastikproduktion seien und "nicht vorangehen wollen", sollten "Platz machen" und die Angelegenheit den anderen Ländern überlassen.
Er kämpfe für eine Verringerung der Plastikproduktion, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind nicht hier, um über Greenwashing und ein Recyclingabkommen zu verhandeln." Europäische Diplomaten stimmten ihm zu. "Den Boden zu wischen, solange der Wasserhahn läuft, ist sinnlos", sagte Anthony Agotha.
Umweltschutzorganisationen warnten davor, die "niedrigen Ambitionen" in dem Entwurf zu akzeptieren. Ohne scharfe Maßnahmen werde "das Abkommen scheitern", sagte Eirik Lindebjerg vom WWF.
2019 waren auf der Welt rund 460 Millionen Tonnen Plastik produziert worden. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat sich die Menge seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Bis 2060 wird sich die Kunststoffproduktion voraussichtlich verdreifachen.
Mehr als 90 Prozent des Plastiks werden nicht recycelt. Ein großer Teil gelangt deshalb in die Umwelt, oft bereits nach wenigen Minuten Gebrauch. Plastikmüll verschmutzt Gewässer und Land sehr lange und wird nur äußerst langsam abgebaut, teils erst nach Jahrhunderten. Inzwischen ist die Plastikverschmutzung so weit verbreitet, dass sie sogar in den Wolken, tief im Meer und in praktisch jedem Teil des menschlichen Körpers von Wissenschaftlern nachgewiesen wurde.
M.Furrer--BTB